Arminio bei den Händel-Festspielen Karlsruhe

In Karlsruhe gibt es seit etwa 1980 die Händel-Festspiele. Jedes Jahr wird eine neue Händel-Oper inszeniert, da kommt schon etwas zusammen. Dazu Konzerte, in den Anfangsjahren deutlich mehr als jetzt. Gerade laufen die 39. Händel-Festspiele mit einer Neuinszenierung von Arminio. Leider gab es in der von mir besuchten Vorstellung einen bösen Unfall: Ein Techniker ist in der Unterbühne eingequetscht worden. Glücklicherweise ist er nicht lebensgefährlich verletzt. - Die Vorstellung wurde konzertant weitergeführt. Die Handlung von Arminio ist insoweit vernachlässigbar, dass barocke Germanen, Römer und Überläufer an sich schon ein bisschen grotesk sind. Der übliche Liebeshändel über die verfeindeten Lager hinweg, die mitten durch Familien gehen,  sind auch nichts Neues. Aber wie Händel Liebe, Verzweiflung und Edelmut in Musik setzt, ist immer wieder hörenswert.  Die Inszenierung von Max Emanuel Cencic ist, so weit ich sie sehen konnte, unterhaltsam und voll Esprit. Für den großen Rest ziehe ich Isabell Steppeler von den Badischen Neuesten Nachrichten als Gewährsfrau heran. Gesungen wurde auf exzellentem, musiziert auf hohem Niveau: George Petrou leitete die Armonia Atenea, Cencic selbst sang den Arminio, Layla Claire die Tusnelda, Juan Sancho den Varo. Der Knaller aber war für mich der koreanische Sopranist  Vince Yi. Ich habe nicht gedacht, dass ein Mann im Vollbesitz seiner Fortpflanzungsorgane in der Lage ist, so hoch und so vollendet schön zu singen. Traumhaft! In Kürze kommt übrigens eine Gesamtaufnahme dieses Arminio auf den Markt. In meiner Händel-Begeisterung habe ich sie längst bestellt, aber ich freue mich jetzt erst recht darauf, dass sie bald in meinem Briefkasten liegt.

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